Neue Daten aus der Arktis zeigen keine Erwärmungspause
Der globale Erwärmungshiatus, eine Verlangsamung der globalen Erderwärmung, hat seit Jahren Wissenschaftler erstaunt. Statt einer immer weiter steigenden Durchschnittstemperatur, ging diese ganz leicht zurück. Doch nun haben bisher vernachlässigte Daten aus der Arktis gezeigt, dass diese sich sechsmal schneller erwärmt hat, als der Rest der Erde und dass die globale Erwärmung überhaupt keine Pause eingelegt hatte.
Die globale Erwärmungspause hat vielen Forschern in den letzten 15 Jahren Rätsel aufgegeben, Es führte auch dazu, dass viele Leute den menschlichen verursachten Klimawandel und die Erwärmung als Fälschung und Lüge abgetan hatten und dass die Wissenschaftler falsch liegen würden. Doch nun hat ein Team von Forschern von der Universität Alaska Fairbanks (UAF) und der Tsinghua Universität China (TUC) Daten veröffentlicht, die den wahren Grund für die Verlangsamung zeigen: Ein Loch in den Datensets durch fehlende Temperaturdaten aus der Arktis. Das Team baut zum ersten Mal aus den Oberflächentemperaturen der ganzen Welt einen Datensatz zusammen, der die Arktis während dieser Pause signifikant repräsentiert. Ihre Resultate haben sie im renommierten Nature Climate Change veröffentlicht. Xiandong Zhang, ein Atmosphärenwissenschaftler von der UAF, erklärt, dass er mit Kollegen der TUC und verschiedenen chinesischen Behörden, welche die Erwärmung der Arktis untersuchten, zusammen Temperaturdaten von Bojen aus dem arktischen Ozean analysiert hat. «Wir haben die globalen Durchschnittstemperaturen zwischen 1998 und 2012 nochmals errechnet und haben herausgefunden, dass die Rate der Erwärmung weiter um 0.112° C pro Jahrzehnt angestiegen ist, statt um 0.05°C gesunken, wie bisher angenommen,» erklärt Zhang. Gemäss seinen Aussagen, zeigen die Berechnungen, dass sich die Arktis mehr als sechsmal so schnell erwärmt hat, wie der Rest der Erde während dieser Zeit.
Das Team entwickelte neue Methoden zum Einbau der arktischen Temperaturdaten in den globalen Datensatz, um genauere Durchschnittstemperaturen zu erhalten. Die meisten gegenwärtig verwendeten Schätzungen nutzen Datensätze aus Langzeitdaten und decken einen grossen Teil der geographischen Breiten ab. Doch die abgelegene Arktis besitzt nicht dasselbe zuverlässige Netzwerk an Instrumenten um Daten zu sammeln. Um die Datensätze von Zeit und Ort zu verbessern, nutzten die Forscher Temperaturdaten des International Arctic Buoy Program der Universität Washington. Aber die globalen Daten verwendete das Team die neu verfügbaren Meeresoberflächentemperaturen der US-amerikanischen NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration). Zhang erklärt, dass diese Studie die NOAA-Forschungsergebnisse auch andere Studien, welche die Idee einer globalen Erwärmungspause entweder unterstützen oder verwerfen würden, erweitern würde durch genauere und repräsentativere Daten aus dem Zeitabschnitt. Denn diese Pause ist ein stark debattiertes Thema unter den Klimaforschern. Einige Wissenschaftler theoretisieren, dass das ungewöhnlich starke El-Niño-Phänomen (ENSO) von 1997-98 und eine ausgedehnte Periode ohne ENSO in den darauffolgenden Jahren die globale Erwärmung unterbrochen haben könnte. Die globale Durchschnittstemperatur ist im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts immer weiter immer schneller angestiegen durch den verstärkten anthropogen verursachten CO2-Ausstoss in die Atmosphäre. Daher war die Idee einer globalen Erwärmungspause für viele Wissenschaftler rätselhaft. Nun zeigen die neuen Datensätze und resultierenden Berechnungen auf überzeugende Weise, dass die Erwärmung keinesfalls pausierte. Sie zeigt auch klar die Wichtigkeit der Arktis in Bezug auf den Klimawandel- Bisher, meint Zhang, hatten viele Wissenschaftler die Arktis als nicht gross genug betrachtet, um die globalen Durchschnittstemperaturen gross zu beeinflussen. „Die Arktis war nur in Bezug auf Distanz abgelegen“, sagt er. „Bezüglich der Wissenschaft, ist sie uns allen nahe. Sie ist ein wichtiger Teil der Gleichung und ihre Antwort betrifft uns alle gleichermassen.“
Quelle: Meghan Murphy, University of Alaska Fairbanks