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Was unter Antarktikas am schnellsten schmelzenden Gletscher liegt

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Forschung & Umwelt.

Ein britisches Forschungsteam hat hochaufgelöste Karten eines Gletscherbetts in der Westantarktis erstellt, was helfen wird, den zukünftigen Anstieg des Meeresspiegels aus dieser Region vorherzusagen. Radaruntersuchungen des Bodens unter dem Pine Island Gletschers hat eine sehr abwechslungsreiche Landschaft mit einigen Überraschungen hervorgebracht. Die Resultate der Arbeit werden in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Der Pine Island Gletscher in der Westantarktis ist einer der fünf grössten Eisströme in der Antarktis. Er ist für rund 25 Prozent des Eisverlustes in der Antarktis und besitzt den grössten Anteil an Eisbergbildung im Meer. Bild: NASA
Der Pine Island Gletscher in der Westantarktis ist einer der fünf grössten Eisströme in der Antarktis. Er ist für rund 25 Prozent des Eisverlustes in der Antarktis und besitzt den grössten Anteil an Eisbergbildung im Meer. Bild: NASA

Die Resultate sind markant, da der Pine Island Gletscher der am schnellsten schmelzende Gletscher der Antarktis ist und gegenwärtig rund 10 Prozent des gesamten Meeresspiegelanstiegs ausmacht. Es wird erwartet, dass das Schmelzen in der Region noch weitergehen wird, während sich das Klima weiter erwärmt und der westantarktische Eispanzer sich weiter ausdünnen wird. Die Messungen am Gletscher, die bisher detailliertesten, wurden zwischen 2013 und 2016 als Teil eines grösseren Programmes durchgeführt. Schneemobile, die mit Radarsensoren ausgestattet waren, vermassen rund 1‘500 km2 Land mit Messpunkten alle paar hundert Meter. Der Hauptautor der Studie, Dr. Robert Bingham von der geowissenschaftlichen Abteilung der Universität Edinburgh, erklärt: „Ein genaues Verständnis der wechselhaften Landschaft und wie sie das Abschmelzen eines der wichtigsten Gletschers der Antarktis beeinflusst, wird uns wertvolle Hinweise liefern, wie sich die Erwärmung der Region auf den globalen Meeresspiegel auswirken wird.“ Die Ergebnisse repräsentieren einen signifikanten Vorstoss in den verfügbaren Daten zur Vorhersage von Eisverlust. Frühere Computermodelle nutzten weniger zusammenhängende Daten von Radarmessungen aus der Luft, die den Untergrund nicht darstellen konnten und deren Effekte auf die Reibung der Gletscher.

Die neuen Messungen zeigen eine zerklüftete und vernarbte Landschaft mit Bergen und tiefen Trögen. Gemäss der Forscher wird dies einen signifikanten Einfluss auf die Fliesseigenschaften der Gletscher haben. Bild: BAS
Die neuen Messungen zeigen eine zerklüftete und vernarbte Landschaft mit Bergen und tiefen Trögen. Gemäss der Forscher wird dies einen signifikanten Einfluss auf die Fliesseigenschaften der Gletscher haben. Bild: BAS

Mitautor der Studie Professor David Vaughan von der BAS meint: „Diese Karten haben neue Gegebenheiten unter dem Pine Island Gletscher gezeigt, von denen wir nie gedacht hätten, dass sie da sind. Der Untergrund ist viel rauer als gedacht. Es zeigen sich Berge und tiefe Einschnitte, die auf jeden Fall den Fluss und das Verhalten des Eis beeinflussen werden. Um tatsächlich zu verstehen, wie der Gletscher sich mit den zukünftigen Veränderungen verhält, müssen wir seine Interaktion mit dem Untergrund verstehen und genau diese Karten sind der Anfang dazu.“ Die Studie zeigt, dass die unterschiedlichen Zustände des Terrains unter dem Gletscher der grösste Faktor ist, der den Fluss des Eises durch die Landschaft beeinflusst. Forscher werden nun diese Ergebnisse in Computermodelle zur Vorhersage über die Zukunft des Gletschers miteinbauen. Damon Davies von der Universität Edinburgh, der auch am Projekt beteiligt gewesen war, meint: „Der Pine Island Gletscher ist ein Hauptakteur beim aktuellen Anstiegs des Meeresspiegels. Daher wird dieser grosse Schritt in Richtung Verständnis über die Dynamik uns helfen, unsere Vorhersagen über die Schmelzprozesse und den Eintrag in die Ozeane zu verbessern.“

Die Wissenschaftler und Hilfsteams verbrachten 24 Stunden draussen, um den Gletscher zu vermessen. Das Radar wurde hinter Schneemobilen zur Vermessung hinterhergezogen. Bild: Damon Davies
Die Wissenschaftler und Hilfsteams verbrachten 24 Stunden draussen, um den Gletscher zu vermessen. Das Radar wurde hinter Schneemobilen zur Vermessung hinterhergezogen. Bild: Damon Davies

Quelle: British Antarctic Survey